Materialkunde

Islandwolle

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Graue Tasche mit rotem Strickstrumpf.

Islandwolle – eine besondere Wolle

Lesedauer: ca. 5 Minuten

Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Oma sich eine Islandjacke gestrickt hat. Ob es Islandwolle war, weiß ich nicht. Sie saß bei sich in ihrem kleinen Wohnzimmer am Tisch, hatte die Füße auf einem zweiten Stuhl hoch gelegt und das Strickzeug auf dem Schoß. Auf dem Tisch lag die Anleitung mit dem Muster. Die Jacke war in wollweiß gehalten; die Passe bestand aus braun und beige. Es gibt noch zahlreiche Fotos, die sie mit dieser Jacke zeigen.

In der Schule hatte ich eine Klassenkameradin, die eine ähnliche Islandjacke trug. Mehr Verbindungen zu dieser Art von Kleidung hatte ich nicht.

Jahre später – genau genommen letztes Jahr – war meine Schwester auf Island und brachte mir von dort Wolle mit. Wenn man schon Islandwolle geschenkt bekommt, dann liegt ein Isländer oder aber eine Islandjacke wohl nahe. Nach kurzer Recherche fand ich eine Jacke, die es mir angetan hatte, bestellte die Anleitung und kaufte noch Wolle dazu.

Gestrickt wird in Runden ein Pullover, der – wenn er fertig ist – zerschnitten wird, damit man eine Jacke bekommt. Den Laien befällt durchaus der Horror ein fertiges Strickstück zu zerschneiden. Doch ich konnte mich an meine Oma erinnern, die ebenso verfahren war. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl sein Werk zu „zerstören“ und es bedarf durchaus des Mutes zu dieser Tat. Bevor man sich jedoch mit der Schere zu Werke macht, sichert man rechts und links der Schnittkante die Maschen mit Häkelei. Jeweils eine Reihe auf der Vorder- sowie eine auf der Rückseite.

Nach diesem Schritt habe ich meinen Pullover erste einmal gebadet – in einer Mischung aus Spüli und Lanolin. Die Wolle wird dadurch etwas weicher, die kleinen Härchen verbinden sich untereinander und geben dem Ganzen mehr Festigkeit.

Dann erste habe ich das Vorderteil zerschnitten, die Knopfleisten angehäkelt und die Knöpfe angenäht.

Islandjacke mit einem Schal aus Tibetlamm.
Grüne Islandjacke mit einem Schal aus Tibetlamm

Knöpfe – durchaus ein Thema für sich – konnte ich für meine Jacke erst einmal nicht finden. Die angebotenen Trachtenknöpfe waren mir zu alpenmotivlastig. Edelweiß und Enzian an meiner Islandjacke? Ganz bestimmt nicht! Ich wollte gerne kleine Messingknöpfe ähnlich der silbernen filigranen Zierknöpfe wie sie typisch sind für die friesischen Trachten. Habe ich aber so nicht gefunden und mich dann für Hornknöpfe entschieden. – Auch schön!

Islandjacke mit Hornknöpfen
Hornknöpfe zur Islandjacke

Nun habe ich noch einmal Islandwolle geschenkt bekommen. Dieses Mal ist es Lace-Garn. Nach anfänglichem Überlegen, bin ich nun zum Schluß gekommen einen Pullover mit Lochmuster zu arbeiten.

Islandwolle hat fantastische Wärmeeigenschaften. Diesen Winter trage ich gerne Zwiebellook. Ein Pullover aus feinem Mohairgarn und darüber meine Islandjacke. Eine tolle Wärme! Auf diese Kombination hätte ich schon viel früher kommen sollen.

Blauer Islandpullover hängt über einem Brückengeländer.
Blauer Islandpullover

„Lett Lopi“ – so heißt die Wolle, die ich für Jacke und Pullover verstrickt habe – läßt sich ganz wunderbar verarbeiten. Das Lace-Garn heißt „Einband“ und strickt sich genau so gut.

#island #isländer #islandjacke #islandwolle #stricken

Stricken

Kaputt!

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Rote Stulpen mit kaputtem Daumenloch

Wie schade! Ausgerechnet meine Lieblingsstulpen – nun sind sie hin. Kaputt, perdue, rott, …

Und trotzdem fällt es mir schwer mich von ihnen zu trennen. Eine Zeit lang trug ich sie trotzdem noch – schließlich waren Jeans mit Loch auch modern.

Meine Stulpen-Liebe begann vor gut 15 Jahren mit einem Paar grauer Stulpen von Roeckl. Durch ständigen Gebrauch verschlissen, war eines Tages das Daumenloch kaputt. Ich legte sie bei Seite zum Flicken. Ein anderes Paar Stuplen hatte ich passend zu einem Walkmantel gekauft. Als diese kaputt gingen, wusch ich sie beherzt in der 30 Grad Wäsche. Sie verfilzten und ich sparte mir das Auftrennen. Das Leichte, Feine ist dann allerdings hin. Durch das Filzen wird das Gewebe fest.

Blaue Armstulpen aus Wolle gestrickt und heiß gewaschen, damit sie verfilzen.
Blaue Stulpen aus Wolle.

Vor einiger Zeit machte ich mich an die grauen Stulpen. Trennte vorsichtig die Naht auf, ribbelte bis zur schadhaften Stelle das Gestrick auf und kettete die Maschen ab. Das Daumenloch verlegte ich in die Naht. Nun habe ich wieder ein paar schicke Stulpen.

Graue Stulpen mit seitlichem Daumenloch
Graue Stulpen

Aus feiner, südamerikanischer Andenwolle besitze ich seit Jahren zwei paar Stulpen. Eins in rot, das Andere in grün. Die Kanten sind durch ständiges Tragen großen Belastungen ausgesetzt. So wird der Faden dünn und dünner, bis das Material total versagt. Hier war mir der Aufwand zu groß bez. der Faden zu dünn.

Was tun? Ich ging zu der Schneiderin meines Vertrauens. Die roten Stulpen hat sie mir mit einem elastischen Band eingefaßt, von den Grünen hat sie den Rand umgeschlagen und mit der Overlock im ZickZack drüber genäht. Nun ist wieder alles schick!

Grüne Stulpen mit umgeschlagenen, im Kreuzstich festgenähten Rändern.
Grüne Stulpen

Natürlich habe ich gefühlt noch tausend andere Stulpen aber es gibt einige, die sind doch irgendwie ganz besonders.

Die Ränder der Stulpen sind mit einem Band eingefaßt.
Die Ränder sind eingefaßt.
Stricken

Das Kätzchen und die Stricknadeln

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Lesezeit: ca. 5 min

Das Kätzchen und die Stricknadeln – von Ludwig Bechstein

Die Geschichte habe ich in einem alten Märchenbuch gefunden. Leider ist keine Jahresangabe gemacht. Der Titel lautet „Die sieben Geißlein und dreizehn andere Märchen“ von Ludwig Bechstein und Brüder Grimm. Erschienen bei Ensslin & Laiblin/Reutlingen.

Es war einmal eine arme Frau, die in den Wald ging, um Holz zu lesen. Als sie mit ihrer Bürde auf dem Rückwege war, sah sie ein krankes Kätzchen hinter einem Zaun liegen, das kläglich schrie. Die arme Frau nahm es mitleidig in ihre Schürze und trug es nach Hause zu.

Auf dem Wege kamen ihre beiden Kinder ihr entgegen und wie sie sahen, daß die Mutter etwas trug, fragten sie: „Mutter, was trägst du?“ und wollten gleich das Kätzchen haben; aber die mitleidige Frau gab den Kindern das Kätzchen nicht, aus Sorge, sie möchten es quälen, sondern sie legte es zu Hause auf alte weiche Kleider und gab ihm Milch zu trinken. Als das Kätzchen sich gelabt hatte und wieder gesund war, war es mit einem Male fort und verschwunden.

Nach einiger Zeit ging die arme Frau wieder in den Wald, und als sie mit ihrer Bürde Holz auf dem Rückwege wieder an die Stelle kam, wo das kranke Kätzchen gelegen hatte, da stand eine ganz vornehme Dame dort, winkte die arme Frau zu sich und warf ihr fünf Stricknadeln in die Schürze. Die Frau wußte nicht recht, was sie denken sollte, und dünkte diese absonderliche Gabe ihr gar zu gering; doch nahm sie die fünf Stricknadeln des Abends auf den Tisch. Aber als die Frau des andern Morgens ihr Lager verließ, da lag ein Paar neue fertiggestrickte Strümpfe auf dem Tisch. Das wunderte die arme Frau über alle Maßen, und am nächsten Abend legte sie die Nadeln wieder auf den Tisch, und am Morgen darauf lagen neue Strümpfe da.

Jetzt merkte sie, daß zum Lohn ihres Mitleids mit dem kranken Kätzchen ihr diese fleißigen Nadeln beschert waren, und ließ dieselben nun jede Nacht stricken, bis sie und die Kinder genug hatten. Dann verkaufte sie auch Strümpfe und hatte genug bis an ihr seliges Ende.

Stricken

Stricken lernen – wie alles begann

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Ein alter Teddybär mit einem gelben selbstgestrickten Schal.

Lesedauer: ca. 5 Minuten

Aller Anfang ist schwer

Stricken lernen ist gar nicht so leicht

Es begann mit einem Knäul knallroter Wolle und zwei kurzen Stricknadeln aus einem Nadelspiel. Die Maschen hatte meine Mutter aufgenommen und mir den Anfang gezeigt. Lauter rechte Maschen. Am Ende der Reihe den Faden vor die letzte Masche legen und diese dann abheben. Die Arbeit wenden und wieder lustig von vorne beginnen.

Damals, als achtjähriges Mädchen, saß ich mit glühenden Ohren vor meinem Strickbüdel. Kraus rechts war ja einfach – aber die linken Maschen! Die wollten nicht so. Vor allen Dingen wollten sie sich nicht so schnell stricken lassen wie die Rechten. Die Hände waren schwitzig, der Faden klebte und wollte nicht recht laufen, die Nadel quitschte, weil ich sie mit aller Macht durch die Masche jagte. Oft genug warf ich böse alles hin. Doofes Strickzeug!

Aber ich wollte es wissen! Es hatte mich gepackt! Und so bekam Teddy seinen Schal aus curryfarbener Wolle. Wo seine blaue Hose geblieben ist? Ich weiß es nicht mehr.

Die Projekte wurden immer größer. Schal, Mütze, Fäustlinge und Socken. Stricken kam als Unterrichtsfach in der Schule.

Als Teeny habe ich noch viel gestrickt für Freundinnen und Freunde. Häkeln war damals nicht so meins.

Dann kam eine lange Schaffenspause, die erst durch die Kinder beendet wurde. Kleine Jacken und Hosen sind schnell gestrickt. Leider wachsen sie auch ebenso schnell wieder heraus. Wieder ein Grund Wolle zu kaufen und das nächste Projekt zu starten.

Die Zeit der Accessoires

Vor knapp 15 Jahren entdeckte ich meinen Faible für Accessoires.

Gerade in Norddeutschland, wo der Wind über das flache Land pfeifft, daß einem die Ohren weh tun, ist man froh über eine schöne Mütze. Wenn dann auch noch die Handschuhe, Stulpen oder der Schal aus einem Guß sind, dann ist der Eye-Catcher-Effekt schon vorprogrammiert.

Aus meiner Ballett-Zeit ist mir die Lieben zu den Stulpen erhalten geblieben. Da ich auch sehr groß bin, habe ich mir meine Beinstulpen eh immer selber gestrickt. Dann konnte ich auch gewiß sein, daß sie bis über die Knie hinaus gingen! Also overknee!

Nieren-, Rücken-, Bauch-, Leibwärmer oder Cacheur habe ich erst nach meinen Schwangerschaften kennen und schätzen gelernt.

Als erstes schafft man sich eine Basis – ein Grundstock – an Accessoires. Mit dem Wissen um Farben und Stil kann man dann anfangen zu kombinieren. Zahllose Varianten lassen sich finden.