selbstgemacht

Was kostet eine handgestrickte Mütze?

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Kostenkalkulation für eine Mütze

Was kostet eine handgestrickte Mütze?

Lesedauer: ca. 5 min

„Oh, die ist aber schick! Strickst Du mir auch so eine Mütze?“ werde ich gefragt.

„Nein“, antworte ich.

„Ich bezahle dir das auch!“ Kräftig nickend unterstreicht mein Gegenüber seine Bereitwilligkeit meine Dienste zu entlohnen.

„Das tust du nicht“, erwidere ich. „Für diese Mütze müßte ich dir 115,56 Euro berechnen, und das wirst du nicht zahlen wollen, nicht wahr?“

Hatte mein Gesprächspartner gerade noch Luft geholt um zu insistieren, so legt sich nun seine Stirn in Falten.

„So viel? Warum denn nur so viel?“ fragte er.

Ich mache mir mal den Jux und kalkuliere wie jeder Geschäftsmann. Werkzeug brauche ich nicht kaufen, das habe ich im Bestand. Korrekterweise müßte ich noch Abschreibung auf Nadeln verzeichnen und mir Gedanken machen, wie ich die Abnutzung meiner Gelenke taxiere.

Vorwärtsklakulation am Beispiel einer handgestrickten Mütze
So sieht eine Vorwärtskalkulation aus!

Also bleibt das Garn und die Strickzeitschrift. Beispielsweise nehmen ich Merino Extrafein von Schachenmayr zwei mal 50 g à 5,50 EUR macht 11,00 EUR. Die Zeitschrift von Schachenmayr kostet 3,90 EUR. Der gesamte Einkauf beläuft sich auf 14,90 EUR.

Der Kaufmann spricht hier vom Listeneinkaufspreis. Da ich im Wolladen keinen Rabatt bekomme, bleibt es bei der Summe. Ansonsten könnte ich mir hier noch einen Lieferrabatt abziehen. Also ist der Listeneinkaufspreis gleich dem Zieleinkaufspreis. Skonto habe ich auch nicht bekommen, und nun heißt die Summe Bareinkaufspreis.

Auf diesen Betrag kommen noch die Bezugskosten (Versand) von 3,90 EUR, weil ich online bestellt habe.

Der Bezugspreis lautet 18,90 EUR.

Ordnungsgemäß berechne ich hier mal moderate Handlungskosten (prozentualer Satz für Personalkosten und selbsterstellte Leistungen entfällt hier. Anstelle dessen rechne ich 1:1 ab s.u. Für Raumkosten, Miete, Transport, Verpackung veranschlage ich mal 5,00 EUR.

Personalkosten für die Veredelung des Materials – sprich das Stricken der Mütze, Fädenvernähen und die Fertigstellung brauche ich 4 Stunden à Mindeststundenlohn von 9,19 EUR. Macht summa summarum: 36,76 EUR.

Der Selbstkostenpreis liegt bei 60,56 EUR – und daran ist noch nichts verdient!

Den Gewinnzuschlag kalkuliere ich mit 10 % – also 6,06 EUR. Der Barverkaufspreis hier: 66,62 EUR.

Als gute Geschäftsfrau gewähre ich natürlich ein Kundenskonto von 2 %. Was hier mit 1,36 EUR zu Buche schlägt.

Zielverkaufspreis: 67,98 EUR

Darauf schlage ich noch einen großzügigen Kundenrabatt von 30 % (29,13 EUR). Der Nettoverkaufspreis liegt somit bei 97,11 EUR. Natürlich muss ich als korrekte Geschäftsfrau auch noch die Mehrwertsteuer von 19 % berücksichtigen – 18,45 EUR.

Somit kostet die Mütze 115,56 EUR.

„Waaaas! Soooo teuer?“

Spaßeshalber könnte ich die Rechnung noch einmal machen und mir einen Gesellenlohn von 18,00 EUR die Stunde schreiben. Oder vielleicht nehme ich doch einen Meisterlohn, da ich ja schon mehr als 35 Jahre Strickerfahrung habe 🙂

„Ja, so teuer!“

#strickdochmalwieder #mütze #handgestrickt #selbstgestrickt #handarbeit #handwerk

Stricken

Strick und Schmuck

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Schneckenhäuser aufgeschnitten und aufgefädelt zum Armband

Lesedauer: ca. 5 min

Strick und Schmuck – eine bezaubernde Idee hatte ich letzthin. Stricken für ein Schmuckstück. Zur Zeit ist ja Vintage angesagt und der Amethyst-Schmuck mit den vielen kleinen Markasiten paßt da ganz famos in die 20er Jahre. Zu der Farbe der Steine habe ich ein helles Rosa gewählt – RICO Design, essentials merino plus dk, extrafine/superwash,
50 g ca. 125 m, 50 % Schurwolle/50 % Polyacryl. (Da hatte ich mich verkauft. Mehr als 25 – 30 % Fremdanteil gestehe ich meiner Wolle normalerweise nicht zu.)

Amethystschmuck - ein Ring und ein Armband. Ergänzt um Markasiten

Mit Nadelstärke 4 und einem kleinen Muster (z. B. Perlmuster) wird das Feminine nochmals unterstrichen.

Aufgeschnittene Schneckenhäuser aufgefädelt zu einem Armband.
Schneckenhäuser – aufgeschnitten und aufgefädelt zu einem Armband

Das Schneckenhaus-Armband war ein Flohmarktfund. Angetan von Farben und Form nahm ich es mit. Die Kombination mit grober Wolle und großflächigen Mustern steht im Gegensatz zu den Spiralen. Die Wolle hier: Schachenmayr nomotta, Boston, 50 g ca. 55 m, 70 % Polyacryl, 30 % Schurwolle.

Eine verspielte, quadratische Silberbrosche mit einem Hämatitcabochon in der Mitte.

Die kleine silberne Hämatitbrosche dient mir als Schließe für mein Bolerojäckchen aus Mohair Lungo von Lana Grossa, 50 g ca. 90 m, 65 % Mohair, 35 % Wolle. Die Jacke ist im großen Perlmuster gehalten, der Kragen schlicht rechts mit verkürzten Reihen in grau gearbeitet.

#vintage #stricken #schmuck #ricodesign #merinoplus #schachenmayr #nomotta #boston #hämatit #brosche #amethyst #schneckenhaus #armband #mohairlungo #lanagrossa #bolerojacke #perlmuster #großesperlmuster #verkürztereihen

Stricken

Quelle-Strickmoden

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Handarbeitsheft von Quelle Strickmoden

Quelle Strickmoden

Lesedauer: ca. 5 min

Quelle Strickmoden Heft 16, Herbst/Winter 1960/61 – Ein weiteres Schätzchen aus meiner Sammlung.

Quelle, damals noch Familienunternehmen der Schickedanz, spricht mit diesem Katalog alle begeisterten Strickerinnen an. Das Arbeitsheft mit den Anleitungen gibt es dann bei der Bestellung.

Wirtschaftswunderjahre, Handstrickapparate – es gab auf der Banderole der Wolle sogar ein Symbol dafür -, eigentümlich anmutende Werbung. Die Wolle wurde in Strängen geliefert und mußte erst noch gewickelt werden. Dukaten-Wolle „Bella“ kostete der Strang 1,95 DM bei einer Lauflänge von 75 Meter. 100 % Dralon! Materialverbrauch für eine Kinderjacke ist mit 600 g beziffert, was 23,40 DM entspricht.

Bei Wikipedia wird ein durchschnittliches Jahreseinkommen für das Jahr 1961 mit 6.723,00 DM genannt. Macht im Monat 560,25 DM. Davon mußte aber auch eine vierköpfige Familie leben!

Model Karolin - aus Dukaten-Gracia Wolle. Seite 6 des Quelle-Strickmoden Heftes 16 Herbst/Winter 1960/61.
Dralon – Beliebt für Pullis und Jacken – typisch für diese Zeit!

In dieser Zeitschrift findet sich gleich auf der Rückseite des Titelblattes ein Aufruf an alle Strickbegeisterten:

Liebe Strickfreundin!

Der Herbst steht vor der Tür und damit beginnt für uns die schöne Zeit der gemütlichen, langen Abende. Was gibt es für uns Frauen Schöneres, als für unsere Lieben – oder auch für uns selbst – einen schicken Pulli oder eine fesche modische Jacke zu stricken. Stricken macht Freude, es ist eines der wenigen Hobbies, das wirklich befriedigt und nicht nur Zeitvertreib ist. Denn jede fertige Arbeit stellt einen Wert dar. Also: Stricken lohnt sich! … „

Das Firmenlogo findet sich auch nur ein mal im gesamten Katalog – auf der Innenseite vom Deckblatt. Quelle rühmt sich in der Fußzeile Deutschlands größten Wollversand zu haben. Daran denkt heute keiner mehr!

Flugs mal den Konzern angeschrieben und nach altem Material gefragt, in der Annahme, daß alles im Archiv auffindbar sein muß. Die Antwort war enttäuschend: „Da die Marke QUELLE mit 01.05.2013 neu gestartet ist, liegen uns keine Unterlagen aus dem Jahr 1961 vor. „

Das glaube ich allerdings nicht!

Model Lady und Biggi - aus Dukaten-Mohair-Flausch. Rückseite des Quelle-Strickmoden Heftes 16 Herbst/Winter 1960/61.
Dukaten-Mohair-Flausch – 1 Knäul = 40 g ca. 80 m – 2.90 DM

Wer immer noch alte Handarbeitshefte hat – auch gerne Knittax und Lutterloh – ich bin ein dankbarer Abnehmer! Je älter, je lieber. Meine älteste Zeitschrift schätze ich auf 1910 – 1920. Und ich bin ein großer Anhänger der Mode der 50er und 60er Jahre.

#quelle #strickmoden #wollversand #quellestrickmoden #strickmaschine #handstrickapparat #dralon #wollstrang

Häkeln

Büttenwarder

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Heute ist ein schöner Tag!

Büttenwarder

Lesedauer: ca. 5 min

Ich bin ja ein großer Fan von dieser norddeutschen Serie mit ihren schrulligen Charakteren. Nur leider läßt sich so gar nichts von dieser Serie mit dem Stricken verbinden. Erdfarbene, ausgebeulte Cordhosen, Blaumannjacken und Flanellhemden.

Kuno hat ab und an so schicke karierte Pullunder an. So einen könnte ich ja mal nachstricken – quasi in Gedenken. Aber wer denkt schon bei Büttenwarder an Kunos Pullunder? Verknüpft ist dieser Ort mit dem Erlentrillich, dem Knopfhasen, der Dulder Au und der Boddenbeeker Brache.

Ob Hanni Hase ein Knopfhase ist? Ich weiß es nicht, dafür konnte ich leider keine Belege finden. Adsche hat sich da so ungenau ausgedrückt. Schade auch! Ob ich mal den NDR anschreibe?

Was allerdings bestimmt getragen wird, sind selbstgestrickte Strümpfe in allen Beigetönen, die die Farbpalette her gibt. Nur die sieht man ja nicht, weil Gummistiefel das allseits getragene Schuhwerk sind.

Eigentlich müßte noch so eine alte, kleine Omi in die Serie eingefügt werden, die Adsche und Kurti mit Strümpfen versorgt. Ohne große Wortbeiträge, nur strickender Weise auf der Bank vor ihrem Haus mit Strickstrumpf. Paßt perfekt!

#büttenwarder #dulderau #boddenbreekerbrache #erlentrillich #knopfhase

Sprüche

Accio Stricknadeln!

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Zauberbefehl zum Herbeirufen von Stricknadeln

Accio Stricknadeln!

Lesedauer: ca. 2 min.

Wann war noch gleich der erste Band von Harry Potter erschienen? Ist schon länger her, nicht wahr? Ich mag die Sprüche immer noch, lese sie gelegentlich auf T-Shirts, Einkaufsbeuteln und an Lichtschaltern (Lumos! und Nox!) 🙂

Zur Zeit grübele ich über einen Strickmantel – 20er Jahre mit einem Kragen aus falschem Fell. Der ist auch schon fertig – der Kragen -, einen Hausmantel und langen Stulpen mit einer Eule darauf.

Allen ein frohes Osterfest, viel Wolle, die passenden Nadel und Zeit, Zeit, Zeit!

Sprüche

Ich lebe in meiner eigenen Welt

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Ein Wollknäul mit Stricknadeln und lustigem Spruch

Lesedauer: ca. 2 min.

Hm, … tatsächlich – ich lebe in meiner eigenen Welt. Ja, das stimmt. Tut das nicht jeder? Wenigstens ab und an?

Das ist ok. Bin ich völlig d’accord. Ich finde ja immer, jeder sollte das tun, was ihm/ihr wichtig und ein seelisches Bedürfnis ist – natürlich in gewissen Grenzen.

Man kennt mich dort. Jo, so is‘ es!

Heute nur ein kleiner Beitrag. Die grauen Zellen arbeiten an einem Mantel mit Hahnentrittmuster und einem falschen Pelz als Kragen. Kreative Schaffenspause!

Muster

Strickmuster – Vorder- und Rückseite sind gleich

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Vorderseite und Rückseite sind gleich

Strickmuster, bei denen Vorder- und Rückseite sind gleich

Lesedauer: ca. 5 Min.

Bis zu meinem Deckenprojekt habe ich mir nie großartig Gedanken um Muster gemacht. Bei der ersten Decke habe ich in der Grundfarbe glatt rechts gearbeitet und die farbigen Streifen jeweils in einem Muster gearbeitet, das auf beiden Seiten gleich ist. Bei der zweiten Decke war von vornherein klar, daß es ein Muster sein sollte, das auf beiden Seiten gleich ist, so daß man nicht Vorder- und Rückseite hat.

Die gängigsten Muster hier sind wohl kraus rechts, Perlmuster und großes Perlmuster.

 Waagerechte Rippen - kraus rechts
Nur rechte Maschen – kraus rechts

Kraus rechts

Kraus rechts verbinde ich immer mit Strickjacken aus dem Süden unseres Landes und aus Österreich. Dort werden sie Janker genannt. Diese schlichten, oft kastenförmigen Jacken mag ich sehr. Gestrickt habe ich allerdings noch keine. Wer also den Wiedereinstieg ins Stricken vor hat, dem rate ich zu so einer Jacke oder auch ein Dreieckstuch. Nach dem Motto „weniger ist mehr“ werden die fertigen Teile noch mit Krebsmaschen in einer Kontrastfarbe umhäkelt und „mir san fesch“ wie Heinz Moser in den alten Filmen immer so schön sagte.

Die Struktur dieses Muster erinnet an kleine Perlen
Perlmuster – eines der beliebtesten Muster

Perlmuster

Das Perlmuster wird immer *eins rechts, eins links* gestrickt. In der Rückreihe wird dann die rechte Masche links und die linke Masche rechts gearbeitet.

Rechte und linke Maschen im Wechsel
Großes Perlmuster

Großes Perlmuster

Bei dem großen Perlmuster ist die erste Reihe identisch wie beim Perlmuster, die Rückreihe wird gestrickt wie die Maschen erscheinen. Die dritte Reihe wird gegengleich zur ersten gestrickt.

Kleine Felder, die an die Aufteilung eines Schachbretts erinnern
Schachbrettmuster – ganz einfach!

Schachbrettmuster

Das Schachbrettmuster ist das verdoppelte große Perlmuster. In der ersten Reihe arbeitet man *zwei rechts, zwei links*. Die Maschen der Rückreihe werden gestrickt wie sie erscheinen. Die dritte Reihe dann entgegengesetzt zur ersten arbeiten.

Durch die Anordnung linker und rechter Maschen entsteht der Eindruck einer Furche
Ackerfurchenmuster

Ackerfurchenmuster

Das Ackerfurchenmuster habe ich erst letzthin entdeckt und war ganz begeistert davon. *zwei Maschen rechts, eine links* zurück ebenso. Dadurch, daß vor der rechten Masche eine Linke liegt, kippt die rechte Masche etwas. So entsteht der Eindruck einer Furche.

Diese Muster schaffen Struktur. Das Strickstück wird griffiger und durch das Plastische entsteht ein Spiel aus Licht und Schatten. Die Farbe changiert – wird mal dunkler, mal heller wahrgenommen.

#glattrechts #perlmuster #grossesperlmuster #schachbrettmuster #stricken #ackerfurchenmuster

Stricken

Der Leierkastenmann kommt – Fritz von Uhde

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Eine Schar junger Mädchen läuft dem Leierkastenmann entgegen

Lesedauer: ca. 5 Min.

„Dafür muß eine alte Frau lange stricken!“ war ein beliebter Ausspruch einer meiner Lehrer. Sinnbildlich steht er für etwas Teures.

Wenn auf alten Bildern/Ölgemälden Handarbeit gezeigt wird, dann höchstens das Sticken. Stricken war profan und wurde von den Armen betrieben. S. hierzu auch das Märchen „Das Kätzchen und die Stricknadeln“.

Bei meinem Besuch in der Hamburger Kunsthalle ist mir aufgefallen, daß die Wohlhabenden, die es sich leisten konnten sich malen zu lassen, immer etwas Luxeriöses in den Händen halten wie einen Fächer mit Straußenfedern, ein Buch oder auch einfach nichts. Manchmal werden die Hände in teuren Handschuhen abgebildet.

Auf meine Anfrage hin holte man extra für mich Fritz von Uhdes Bild „Der Leierkastenmann kommt“ aus dem Archiv und stellte es in der Bibliothek aus. Uhdes Vorliebe für die alten Niederländer ließ ihn 1882 nach Holland reisen. Das Bild ist 1883 datiert.

Junge Mädchen in Kleidern mit Haube und Strickstrumpf
Junge Holländerinnen im Hinterhof

Es zeigt einen kleinen Hinterhof, in dem zehn junge Mädchen und drei junge Frauen sich die Zeit mit Hand- und Küchenarbeit vertreiben. Drei von ihnen haben einen langen, schwarzen Strickstrumpf zur Hand. Der vierte liegt auf einem Stuhl.

Etwas weiter hinten in dem kleinen, von einem hohen Holzzaun umgebenen Garten, sieht man, daß die Pforte zur hinteren Gasse weit geöffnet ist. Dort steht der Leierkastenmann. Damals wohl eine beliebte Abwechslung, denn fast alle kleinen Mädchen wenden sich ihm zu oder laufen ihm entgegen.

Ein junges Mädchen sitzt strickend auf der Bank vor dem Haus
Eine junge Holländerin strickt

Nur das eine kleine Mädchen, daß im Vordergrund rechts auf der Bank sitzt, strickt weiterhin an ihrem Strumpf. Durch den Hausvorsprung hat sie keinen Blick auf die Pforte. Sie kann ihn folglich nicht sehen.

Beeindruckt hat mich das Bild, denn es zeigt, daß alle – bis auf die älteste Frau – Holzschuhe und schwarze Strümpfe tragen.

Die Topfpflanzen stehen draußen, die Geranie auf dem Fensterbrett blüht. Von der Jahreszeit her müßte es schon wärmer sein, aber wohl noch nicht warm genug um ohne Strümpfe zu gehen.

Strümpfe von damals kann man nicht mit unseren heutigen vergleichen. Und auch die Verarbeitung der Wolle hat sich verändert. Die Älteren von uns mögen sich noch an die kratzigen Strumpfhosen aus der Kinderzeit erinnern. Und damals – vor mehr als 100 Jahren – wurden die Stümpfe an eine Art Gürtel geknotet – ähnlich der Strapse heute.

Auf Bildern von Zille findet man auch des öfteren schwarze Strümpfe. Meist sind sie herunter gerutscht und liegen in Wellen um die Knöchel ihrer Träger.

Stricken

Hamburger Kunsthalle

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Eine Madonna strickt einen Pullover

Lesedauer: ca. 5 Minuten

Getrieben von der Frage, wie alt das Stricken ist, habe ich angefangen zu recherchieren. Es gibt sogar ein Buch über die Geschichte des Strickens. Es steht auf meiner Bücherliste zur Anschaffung.

Aber ich wollte bildliche Beweise. Die älteste Darstellung eines Strickstückes auf einem Bild – die ich bis dato gefunden habe – ist die strickende Madonna auf dem Altarbild Meister Bertrams um 1400. Dieses Bild befindet sich nicht mehr in Buxtehude sondern frei zugänglich in der Kunsthalle in Hamburg.

Das wollte ich mir doch einmal genauer ansehen und nahm Kontakt zur Kunsthalle auf und fragte nach weiteren Bildern, auf denen strickende Personen abgebildet seien. Ja, die gibt es.

Von Jan Havicksz Steens „Vaterfreuden“ von 1668. Es ist etwas düster und geschützt hinter Glas – daher die Spiegelungen. Fotografieren ist erlaubt – allerdings ohne Blitz.

Geburtstagsfeier
Vaterfreuden – Jan Havicksz Steens 1668

Das Strickzeug hat hier sogar einen prominenten Platz – auf dem Scherenstuhl mehr oder weniger in der Mitte des Bildes. Merkwürdigerweise liegt das Knäul auf der Sitzfläche wohingegen der Strickstrumpf auf den Boden gefallen ist.

Ein Strickstrumpf liegt auf dem Boden, die Wolle auf der Sitzfläche des Stuhles
Strickzeug auf Scherenstuhl

Des weiteren habe ich mir noch eine Zeichnung von Adolph Menzel herauslegen lassen „Büste einer Frau und strickende Hände“ von 1886.

Hände die stricken und Büste einer Frau
Büste einer Frau und strickende Hände – Adolph Menzel 1886

Ich habe mich durch einige Kataloge gearbeitet und dort noch weitere Bilder gefunden. Es gibt ein Bildnis von Frederikke Christiane Schmidt von 1818 – sie sitzt strickend auf dem Sofa. „Blick aus dem Kornspeicher bei der Bäckerei der Zitadelle“ von Christen Købe zeigt eine junge Frau, die sich von außen der offenen Türe nähert. Sie hat einen Strickstrumpf in der Hand. Leider habe ich das Jahr nicht notiert.

Hans Huckebein, der Unglücksrabe aus der Bildergeschichte von Wilhelm Busch, – erstmals veröffentlicht 1868 – verheddert sich im Strickzeug und geht elendig daran zu Grunde.

Bei Zille, dem Portraitist der kleinen Leute, bin ich allerdings nicht fündig geworden. Das hat mich etwas gewundert. Ich werde weiterhin Ausschau halten und das Zille Museum in Berlin anschreiben.

Auf diesem Wege noch ein ganz herzliches Dankeschön an Frau Pens von der Hamburger Kunsthalle für den netten Kontakt und die Unterstützung in Sachen Bildersuche. Ich komme gerne noch einmal vorbei.

Stricken

Mohairdecken – Wolldecken

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Zwei Mohairwolldecken hängen auf dem Brückengeländer

Eine Mohairdecke stricken! Ein tolles Winterprojekt!

Lesedauer: ca. 5 Minugen

Das Decken-Projekt hat mich selber erstaunt. Nie hätte ich gedacht mal eine Decke zu stricken. Aber – jetzt kommt’s – einer plötzlichen Eingebung folgend, machte ich ein fremdes Projekt zu dem Meinen.

In den Kleinanzeigen stieß ich auf eine Verkaufsanzeige von Mohairwolle. Der Preis für die angegebene Wolle war unschlagbar. Obwohl die Farben nur zum Teil meine Wunschfarben waren, entschloß ich mich zum Kauf. So erwarb ich denn 32 Knäule Mohair Lungo von Lana Grossa für knappe 70,00 Euro. Regulär kostet das Knäul 3,95 Euro.

Das fremde Deckenprojekt hatte zwei Decken à 16 Knäul vorgesehen, die Maße waren mit 1,30 m x 1,80 m kalkuliert, das Muster auf Karopapier aufgezeichnet. Mit den Maßangaben war ich soweit einverstanden, wohingegen ich auf das Muster verzichtete. Im Wohnzimmer habe ich gerne Ruhe, also muß die Decke unaufgeregt daher kommen.

Eine Mohairwolldecke hängt über dem Zaun
Mohairdecke 1

Die erste Decke hat „nur“ breite Streifen. Die Grundfarbe (beige) ist immer glatt rechts gestrickt. Grau ist im Perlmuster gehalten, grün im großen Perlmuster und orange im Schachbrettmuster.

Eine Mohairwolldecke hängt über dem Gatter
Mohairdecke 2

Die zweite Decke habe ich im „Ackerfurchen-Muster“ gestrickt – so sind Vorder- und Rückseite gleich. Die Streifen habe ich je Knäul gehalten. Durch das Muster zieht sie sich etwas zusammen. Daher hatte ich erst überlegt nur eine Art Plaid für die Knie zu machen – habe mich aber dann doch entschieden alle Knäule zu verstricken.

Die Decken sind wunderbar warm, ganz leicht und schön kuschelig. Ganz ideal für das Sofa zum Hineinmummeln. Oder aber auch toll am Schreibtisch einfach über die Beine gelegt.

Zwei Mohairdecken hängen über dem Brückengeländer
Mohairdecken über dem Brückengeländer

So hat mich nun eine Wolldecke knapp 35,00 Euro Material gekostet, und ich bin stolze Besitzerin zweier handgearbeiteter Unikate!

#decke #plaid #stricken #ackerfurche #wolldecke